6. "Andacht im Turm" für Zuhause - 02.05.2020
HIER gibt es die Andacht zum downloaden als pdf
• Gedanken
Die Farbe Grün weckt die Lebenskraft.
Den Anfang in der Wachstumsperiode macht die Farbe Grün. Wenn sich die Kälte zurückzieht, wenn der Boden sich wieder öffnet – dann sehen wir die ersten grünen Spitzen. Ja, der Frühling ist gekommen und mit ihm das lichte Maien-Grün. Nun wachsen die Pflanzen wieder - wir sehen es Tag für Tag. Ihre Lebenskraft wird deutlich sichtbar und meist berührt uns dieses Wachsen, Blühen und Grünen im Herzen und regt unsere Lebenskraft an.
Die Farbe Grün steht für alles Neue, für das, was noch wachsen will und kommen wird. Sie ist deswegen auch die Farbe der Hoffnung. Im Mittelalter wurde das Kreuz Jesu oftmals grün gemalt zum Zeichen dafür, dass Leid und Schmerz neues Leben hervorbringen können.
Für die Ärztin und Äbtissin Hildegard von Bingen war Grün eine heilige Farbe.
Sie sprach von der Grünkraft Gottes (Viridatis), der Kraft, die das Universum durchpulst, der höchsten Heilkraft überhaupt. Sie war überzeugt, dass es keine Dürrezonen auf der Erde gäbe, wenn der Mensch mit der Quelle der Grünkraft, also mit Gott in Verbindung geblieben wäre. Dann würde diese Kraft alles durchpulsen.
Sie sagte: „Es gibt eine Kraft aus der Ewigkeit und diese Kraft ist Grün. Aus lichtem Grün wird Himmel und Erde geschaffen und alle Schönheit der Welt.“ Hildegard von Bingen, Welt und Mensch“ (Liber divinorum operum).
Grün ist die Kraft, die Neues gedeihen lässt.
Die Kraft zum Gedeihen ist von Gott gezeugt. Gott begleitet mich zuverlässig auf meinem Lebensweg – und das nicht nur im Frühjahr.
Grün ist die Farbe des Lebens. Sie beruhigt mich und stimmt mich zuversichtlich. Sie gleicht mich aus und schenkt mir frohen Mut. Gott weidet mich auf einer grünen Aue. Gott gibt mir den Willen, immer wieder neu zu beginnen, und schafft die Kraft zum Guten – auch für diesen Tag.
(Quelle: Evangelische Frauen in Hessen und Nassau)
• Körpergebet „Ich stehe vor dir Gott“ nach Anton Rotzetter.
„Ich stehe vor dir Gott“ Hände wie eine Schale vor dem Körper formen.
Ich stehe vor dir, Gott,
gebunden an die Erde, Handinnenflächen zeigen zur Erde
die du liebst.
Ich stehe vor dir, Gott,
ausgestreckt zum Himmel, Handinnenflächen zeigen zum Himmel
den du verheißt.
Ich stehe vor dir, Gott,
als Tochter des Himmels eine Handinnenfläche zeigt zum Himmel,
und der Erde. die zweite zeigt zur Erde
Ich stehe vor dir, Gott,
und bin ein Teil der Gemeinschaft, Arme ausbreiten
in die du mich stellst.
Ich stehe vor dir, Gott,
offen für das Geschenk Hände zur Schale formen vor dem Körper
des neuen Tages.
Amen.
• Beten heißt...
In der Sprache Jesu, also auf Aramäisch, heißt Gebet ‚Slotha‘. Der Wortstamm bedeutet ‚eine Falle stellen‘ oder ‚eine Schlinge‘ legen. Ein Gebet wäre dann gleichsam eine Falle für die Kraft Gottes. Man könnte sagen: Beim Beten versuchen wir, den Heiligen Geist einzufangen. Dann kann er seine erlösende und bewegende Dynamik entfalten. Es weht ein anderer Wind. Es wirkt ein schöpferischer Geist. Dinge fügen sich und es wächst eine innere Kraft, sich dieser Fügung anzuvertrauen. An der Grenze des menschlichen Verstandes können wir nichts mehr tun, aber wir können uns empfänglich machen.
Jeden Tag
einmal
sich dem Himmel entgegenstrecken
und danke sagen
für alles, was gut war,
für alles, was ich geerntet habe,
lachend
und wissend:
Ich bin nicht allein
(Text: www.anderezeiten.de)
Foto: M. Doerenkamp-Hintze
• Bibeltext Johannes 15, 1-8
Ich bin der wahre Weinstock und mein Vater der Weingärtner. Eine jede Rebe an mir, die keine Frucht bringt, nimmt er weg; und eine jede, die Frucht bringt, reinigt er, dass sie mehr Frucht bringe. Ihr seid schon rein um des Wortes willen, das ich zu euch geredet habe. Bleibt in mir und ich in euch. Wie die Rebe keine Frucht bringen kann aus sich selbst, wenn sie nicht am Weinstock bleibt, so auch ihr nicht, wenn ihr nicht an mir bleibt. Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben. Wer in mir bleibt und ich in ihm, der bringt viel Frucht; denn ohne mich könnt ihr nichts tun. Wer nicht in mir bleibt, der wird weggeworfen wie eine Rebe und verdorrt, und man sammelt die Reben und wirft sie ins Feuer, und sie verbrennen. Wenn ihr in mir bleibt und meine Worte in euch bleiben, werdet ihr bitten, was ihr wollt, und es wird euch widerfahren. Je mehr Frucht ihr bringt, desto mehr erweist ihr euch als meine Jünger und umso mehr werdet ihr etwas von der Herrlichkeit meines Vaters mitten unter Euch erfahren.
• Impuls
Bleiben. Wenn ich das höre, denke ich sofort an Sitzenbleiben. Kleben bleiben. Oder zurückbleiben. Da schwingt lahm, kraftlos, bleiern gleich mit. Das Wort klingt ein bisschen nach … Verlierer. Und seit Wochen schallt es uns von jeder Ecke entgegen: „Bleibt zuhause!“ Zunächst als Appell, dann gesetzlich verordnet. Das tun wir also, wir bleiben zuhause und verschmelzen langsam mit unserer Couch. Irgendwie wird es langsam dröge, dieses Bleiben. Wir fühlen uns vom Leben abgeschnitten und möchten endlich wieder raus, was erleben, Neues entdecken, alte Freunde sehen, alles, nur nicht weiter zuhause bleiben!
Und nun dieser Bibeltext. „Wer in mir bleibt und ich in ihm, der bringt viel Frucht.“ sagt Jesus. Wie bitte? Das stellt alles auf den Kopf. Bleiben ist nicht die Lähmung, sondern – im Gegenteil- die Fruchtbarkeit. Wer bleibt, sagt Jesus, der ist verbunden. Mit ihm. Wie die Weinrebe am Weinstock. Die bleibt da, damit sie sich ernähren kann. Damit sie das bekommt, was sie braucht. Saft und Lebenskraft, Nährstoffe und Sonne. Wir bleiben und sind mit Jesus verbunden. Und dadurch auch mit anderen. Vielleicht haben wir unser Menschsein bisher viel zu hektisch gedacht. Viel zu sehr auf Machen und Tun gesetzt, auf Selbstbestimmtheit und Entscheidungsfreiheit. Nun ist uns sehr viel davon genommen. Wir fühlen uns grad‘ ganz klein und beschränkt.
Irgendwo starrt einer nur auf sein Handy.
Irgendwo wäre eine jetzt gern bei ihrer alten Mutter.
Irgendwo schaut einer bang auf den Kontostand.
Irgendwo zieht sich eine jetzt Schutzkleidung an.
Wir tun, was wir können. Und wir können gewiss sein: Was wir nicht können, das füllt ER aus. Wer in mir bleibt, sagt Jesus, kann wachsen, kann reifen, kann schließlich richtig gute Frucht bringen. Wer bleibt, der bleibt verbunden. Mit dem Weinstock, mit ihm. Und darüber sind wir alle verbunden. Gott ist im Menschsein. Es gibt etwas in unserem Miteinander, das größer ist als ich. Größer als du. Größer auch als wir zusammen. Es ist in uns und um uns. Gottes Herrlichkeit leuchtet durch uns hindurch.
Irgendwo hört DER EINE alles.
Irgendwo sieht DIE EWIGE das Ganze.
Irgendwo sagt Jesus zu uns: Ihr seid schon rein.
Ihr bringt schon Frucht. Amen.
• Lied: Vom Weinstock und den Reben Melodie „Nun danket all und bringet Ehr“
Hört und begreift, was Jesus sagt,
der jeden Menschen liebt;
hört, die ihr euch mit Lasten plagt,
was er den Seinen gibt.
„Ich bin der Weinstock. Bleibt an mir!
Ich schenk euch Lebenskraft.
Von mir getrennt vertrocknet ihr
wie Reben ohne Saft.
Mag einer reich und mächtig sein –
sein Herz ist leer und kalt,
wenn er verzweifelt und allein
auf Geld setzt und Gewalt.
Mag einer arm und traurig sein –
ich geb ihm neuen Mut,
wenn er das Brot nimmt und den Wein,
mein Leben, Leib und Blut.
Ihr seid getauft. Ich habe euch
in meinen Stamm gefügt.
Reißt euch nicht los! Teilt Gottes Reich,
den Strom, der nie versiegt.
Hilf, Jesus, dass dein gutes Wort
uns öffnet und bewegt
und jede Rebe unverdorrt
dem Winzer Trauben trägt.
© Peter Gerloff
Dafür, dass Gott uns zu jeder Zeit seine Liebe schenkt und
auch von seiner Seite her mit uns verbunden bleiben
möchte, dafür wollen wir ihm danken mit dem
Kanon:
Lobet und preiset, ihr Völker, den Herrn,
freuet euch seiner und dienet ihm gern!
All ihr Völker, lobet den Herrn!
• Segensreiche Berührung (Melanie Kirschstein/ wandeln 2020)
Menschen brauchen Berührung. Hautkontakt aktiviert die körpereigene Apotheke. So wird unter anderem das Bindungshormon Oxytocin ausgeschüttet. Es hilft Stress abzubauen, stärkt das Immunsystem und fördert das Hirnwachstum. Das Handauflegen ist eine der ältesten Behandlungsmethoden der Menschheit und ein spiritueller Weg, auch in der christlichen Tradition. Die Berührung ist verbunden mit einem tiefen Wunsch, mit der Sehnsucht nach Heilung. Wie beim Segen öffnen Menschen Herz und Hände für eine Lebenskraft, die größer ist als sie selbst. Dieser heilig-heilende Geist ist in uns allen. Jede und jeder von uns kann die Hände auflegen. Probieren Sie es an sich aus.
Nehmen Sie sich einen Moment der Stille.
Legen Sie sich selbst die Hand auf. Wo tut es gut? Vielleicht auf dem Brustkorb?
Dazu können Sie ein Gebet oder die Worte am Ende des Textes sprechen, leise oder laut.
Stellen Sie sich dabei vor,
wie in Ihnen
eine Kraftquelle zu strömen beginnt
oder wie ein Licht Sie erfüllt.
Achten Sie auf Ihren Atem
und spüren Sie,
was geschieht.
Bitten Sie um Gottes Segen.
Mögen heilende Kräfte fließen
Hartes lösen
Schweres wandeln
Licht und Liebe schenken
• Gebet
Gott, wir hören vom Weinstock und den Reben. Du bist ein Gott der Beziehungen. Dich finden wir im Weinstock und den Reben, in den Netzwerken dieser Welt und in jeder einzelnen Verbindung. Lass uns tief eintauchen in unsere Beziehungen, damit wir dich finden und in dir bleiben.
Wir denken an die Menschen, denen wir uns verbunden fühlen in unseren Beziehungen und unseren Netzwerken. Wir denken an die Menschen in anderen Ländern, die es schwer haben. Sie sind uns nahe geworden durch die Netzwerke dieser Welt. Wir denken an die Politiker, die Verantwortung tragen für das Wohl der Menschen nah und fern.
Amen
• Segen
Mögen die Regentropfen sanft auf dein Haupt fallen. Möge der weiche Wind deinen Geist beleben. Möge der sanfte Sonnenschein dein Herz erleuchten. Mögen die Lasten des Tages dir leicht vorkommen. Möge das Grün deine Hoffnung beleben.
Und möge Gott dich hüllen in den Mantel ihrer Liebe.
Amen.
Gehen Sie in die kommende Zeit mit festem Schritt und mit einem starken Herzen. Und schauen Sie mit Gottvertrauen in die Zeit und danach, welche Wege sich öffnen.
Das wünscht das Vorbereitungsteam aus dem Kirchenvorstand Echzell
• Etwas tun
In der letzten Woche hatten wir für Sie ein Ausmalbild eingefügt. Diese Woche gehen wir noch einen Schritt weiter.
Auf der nächsten Seite haben wir den Bibeltext aus Johannes 15 vorbereitet. Mit einem extra breiten, freien Rand. Dort können Sie nun selbst kreativ werden. Trauen Sie sich!
Sie können malen, schreiben, kleben, stempeln, durchstreichen ...
Benutzen Sie Buntstifte, Wasserfarben, Pflanzenfarbe ... Kleben Sie Buchstaben, Worte aus anderen Zeitschriften, farbige Schnipsel ... Rubbeln Sie ein schönes Muster durch, egal - was Ihnen einfällt!
Das Ganze nennt sich Bible Art Journaling - also Bibel-Kunst-Tagebuch. Dabei geht es nicht um richtig oder falsch; auch nicht um schön, schöner, am schönsten. Sondern es geht um eine kreative Auseinandersetzung mit dem biblischen Text.
Unsere Pfarrerin macht das schon; sie malt wirklich in ihre Bibel rein:
Und wenn Sie möchten, können Sie am Sonntag Ihr Bild in der Kirche auf den Altar legen. Ein schönes Plätzchen wird dafür vorbereitet sein. Mit oder ohne Ihren Namen – ganz wie Sie möchten!
Die Bibel wurde schon in viele Sprachen übersetzt - wir nutzen die Sprache der Kreativität!
Der wahre Weinstock 1 Ich bin der wahre Weinstock und mein Vater der Weingärtner. 2 Eine jede Rebe an mir, die keine Frucht bringt, nimmt er weg; und eine jede, die Frucht bringt, reinigt er, dass sie mehr Frucht bringe. 3 Ihr seid schon rein um des Wortes willen, das ich zu euch geredet habe. 4 Bleibt in mir und ich in euch. Wie die Rebe keine Frucht bringen kann aus sich selbst, wenn sie nicht am Weinstock bleibt, so auch ihr nicht, wenn ihr nicht an mir bleibt. 5 Ich bin der Weinstock, ihr seid die Reben. Wer in mir bleibt und ich in ihm, der bringt viel Frucht; denn ohne mich könnt ihr nichts tun. 6 Wer nicht in mir bleibt, der wird weggeworfen wie eine Rebe und verdorrt, und man sammelt die Reben und wirft sie ins Feuer, und sie verbrennen. 7 Wenn ihr in mir bleibt und meine Worte in euch bleiben, werdet ihr bitten, was ihr wollt, und es wird euch widerfahren. 8 Darin wird mein Vater verherrlicht, dass ihr viel Frucht bringt und werdet meine Jünger.