3. "Andacht im Turm" für Zuhause - 04.04.2020
HIER gibt es die Andacht zum downloaden als pdf
Willkommen Ihr Lieben,
willkommen zu unserer dritten Passions-Andacht "ohne Turm" unter dem Jahresmotto "Zuversicht - Sieben Wochen ohne Pessimismus"
Das Thema ist so passend wie selten und das auch ganz ohne Corona. Denn Pessimismus scheint auch so etwas wie eine Krankheit zu sein. Besonders das Misstrauen ist stark verbreitet: Lüge ... Propaganda ... Fake-News.
Aber vielleicht scheint ja durch die momentane Krise eine Veränderung einzutreten. Wir müssen uns mehr aufeinander verlassen, aufeinander einlassen, obwohl oder gerade weil wir die sozialen Kontakte so sehr einschränken müssen. Und ja, es geht... - Vielleicht hat da jemand angeklopft?
"Klopfet an, so wird euch aufgetan!"
• Bibeltext - Matthäus 7, 7-11
»Bittet Gott, und er wird euch geben! Sucht, und ihr werdet finden! Klopft an, und euch wird die Tür geöffnet! Denn wer bittet, der bekommt. Wer sucht, der findet. Und wer anklopft, dem wird geöffnet. Würde etwa jemand von euch seinem Kind einen Stein geben, wenn es um ein Stück Brot bittet? Oder eine Schlange, wenn es um einen Fisch bittet? Trotz all eurer Bosheit wisst ihr Menschen doch, was gut für eure Kinder ist, und gebt es ihnen. Wie viel mehr wird euer Vater im Himmel denen Gutes schenken, die ihn darum bitten!«
Liebe Fastende,
es beginnt die sechste Fastenwoche. Die sechste Woche „Pessimismus-Fasten“ fängt an und gleichzeitig sind wir in der dritten Woche „Nähe-Fasten“. Für beides brauchen wir Zuversicht. Für beides brauchen wir Ausdauer. Die Fastenzeit dauert 40 Tage. Das ist eine gut kalkulierte Zeit, und man kennt das Ende. Ostern ist das Leben in aller Pracht zurück. Auf dieses Ziel hin kann man gut fasten. Aber unser Verzicht auf Nähe und Begegnung wird länger dauern, und was danach kommt, ist ebenso ungewiss. Ein Ende ist nicht in Sicht.
Darum hilft es wenig, zu sagen: „Bald ist es geschafft“, denn wenn wir so denken, verlieren wir einen Tag nach dem anderen, der uns eigentlich geschenkt ist. Darum möchte ich den Text für die Woche als eine Anleitung nutzen, wie wir diese Tage nutzen können. So gut, wie es eben gerade geht.
Der Text stammt aus der Bergpredigt, einer langen Rede Jesu im Matthäusevangelium. Die Bergpredigt behandelt viele Themen: Worauf man hoffen darf, wie man fasten oder beten soll, wie man richtig liebt. In unserem Text geht es um Beten und Hoffen, und Jesus sagt: „Hofft auf das Gute! Rechnet damit, dass Gott es gut mit euch meint und euch also auch Gutes geben wird.“ Wie häufig nutzt Jesus auch hier ein leicht verständliches Beispiel, um seine Worte zu erläutern. Er sagt: „Schaut euch selbst zu und seht, wie gut ihr miteinander umgeht. Ihr gebt euren Kindern doch auch keine Steine oder Schlangen zu essen. Ihr gebt ihnen, was sie brauchen, was sie erbitten.“
Das ist eine so hilfreiche Blickrichtung für diese Tage: uns selbst dabei zusehen, wie wir einander selbstverständlich Gutes tun. Es liegt in unserer Natur, dass wir füreinander sorgen. Das tun wir selbstverständlich, obwohl wir ganz anders können, obwohl wir „böse sind“, wie Jesus in unserem Text sagt. Wir Menschen können in der Tat böse sein. Wir können anderen das Toilettenpapier und die Nudeln wegnehmen. Wir können selbstsüchtig und grausam sein. Aber sobald eine Beziehung ins Spiel kommt, geben wir einander, worum man uns bittet.
Gerade weil es für uns so selbstverständlich ist, merken wir es oft gar nicht. Wer aber den Blick schärft, kann feststellen, dass wir einander gerade mehr geben, als wir es sonst tun. Gespräche mit Freundinnen und Freunden, die sonst nebenbei verlaufen, werden jetzt geplant. Man freut sich, die Nachbarn wohlauf im Treppenhaus zu sehen und versichert einander: „Wenn jemand von uns in Quarantäne muss, kaufen die anderen ein!“ Unsere Geduld wird nicht nur strapaziert, sie wird trainiert. Manche Eltern lächeln viel länger über ihre Kinder, als sie sich das zugetraut hätten. Manche Paare stellen erstaunt fest, dass sie tatsächlich gut zueinander passen.
Darum lautet auch meine Wochenaufgabe so: Nutzen Sie die Tage! Sehen Sie sich selbst dabei zu, wie Sie anderen selbstverständlich Gutes tun. Haben Sie keine Angst, dass Sie deswegen gleich selbstgefällig oder überheblich werden könnten. Nehmen Sie es einfach wahr, wie einfach und ohne Anstrengung es geht, dass Sie anderen geben, was die brauchen. Und tun Sie das in der Gewissheit, dass Gott Ihnen auch geben wird, was sie brauchen. Denn das, so sagt Jesus, sollte uns ebenso selbstverständlich sein.
Zuversicht und Segen für Sie alle!
Ihr Frank Muchlinsky
• Gebet
Himmlischer Vater,
heute möchte ich Dir danken,
dass Du mir immer wieder neues Vertrauen auf Dich schenkst.
Manchmal nagt der Zweifel in mir,
ob es Dich gibt,
ob es sich lohnt, mit Dir zu reden,
ob ich wirklich auf Dich und Deine Hilfe hoffen soll,
ob Du mich tatsächlich liebst.
So vieles in der Welt - und auch in meinem Leben spricht dagegen.
Und doch zündest Du immer wieder einen Funken Glauben in mir an,
der meine Augen öffnet, dass sie das Viele in der Welt - und auch in meinem Leben sehen,
was für Dich spricht!
Dafür danke ich Dir!
Amen
• Popsong - "Ist da jemand?" von Adel Tawil
Ohne Ziel läufst du durch die Straßen
Durch die Nacht, kannst wieder mal nicht schlafen
Du stellst dir vor, dass jemand an dich denkt
Es fühlt sich an als wärst du ganz alleine
Auf deinem Weg liegen riesengroße Steine
Und du weißt nicht, wohin du rennst
Wenn der Himmel ohne Farben ist
Schaust du nach oben und manchmal fragst du dich
Ist da jemand, der mein Herz versteht?
Und der mit mir bis ans Ende geht?
Ist da jemand, der noch an mich glaubt?
Ist da jemand? Ist da jemand?
Der mir den Schatten von der Seele nimmt?
Und mich sicher nach Hause bringt?
Ist da jemand, der mich wirklich braucht?
Ist da jemand? Ist da jemand?
Um dich rum lachende Gesichter
Du lachst mit, der Letzte lässt das Licht an
Die Welt ist laut und dein Herz ist taub
Du hast gehofft, dass eins und eins gleich zwei ist
Und irgendwann irgendwer dabei ist
Der mit dir spricht und keine Worte braucht
Wenn der Himmel ohne Farben ist
Schaust du nach oben und manchmal fragst du dich
Ist da jemand, der mein Herz versteht?
Und der mit mir bis ans Ende geht?
Ist da jemand, der noch an mich glaubt?
Ist da jemand? Ist da jemand?
Der mir den Schatten von der Seele nimmt?
Und mich sicher nach Hause bringt?
Ist da jemand, der mich wirklich braucht?
Ist da jemand? Ist da jemand?
Wenn man nicht mehr danach sucht
Kommt so vieles von allein
Hinter jeder neuen Tür
Kann die Sonne wieder scheinen
Du stehst auf mit jedem neuen Tag
Weil du weißt, dass die Stimme
Die Stimme in dir sagt
Da ist jemand, der dein Herz versteht
Und der mit dir bis ans Ende geht
Wenn du selber nicht mehr an dich glaubst
Dann ist da jemand, ist da jemand! (Ist da jemand)
Der dir den Schatten von der Seele nimmt
Und dich sicher nach Hause bringt
Immer wenn du es am meisten brauchst
Dann ist da jemand, ist da jemand!
Dann ist da jemand, ist da jemand!
Dann ist da jemand, ist da jemand!
• Impuls / Bezug Bibeltext-Popsong
Es ist eine ungewöhnliche Zeit voller neuer Erfahrungen. Und dazu gehören auch sehr schöne Erfahrungen. Mein Mann hat jetzt dreimal für mich gekocht – soviel wie im letzten Jahr nicht. Das genieße ich. Und dann wirkt die Welt schön, und irgendwie auch angenehm-normal. Wenn ich aber aus dem Haus gehe und auf dem Bürgersteig oder in einem Geschäft Menschen großräumig ausweiche, damit wir uns nicht zu nahe kommen, dann schauen wir alle etwas scheu und lächeln. Mit Mundschutz muss man schon hinsehen, aber auch da sieht man das Lächeln in den Augen. Ein Lächeln, das sagt: Wie lange geht das noch? Ich weiß es doch auch nicht. Was müssen wir noch alles aushalten? Ist da jemand, der das alles versteht?
Das fragt sich auch Adel Tawil in seinem Lied „Ist da jemand?“ Er sucht ein Gegenüber, jemand, der ihn versteht. Und zwar einfach so, ohne Worte. Und er beschreibt seine Einsamkeit. Gerade das können wir im Moment gut nachvollziehen. Nach zwei, drei Wochen spüren wir, wie stark uns Bekannte und Freunde fehlen. Wir fühlen uns, als wären wir kollektiv in Quarantäne.
In dem Wort Quarantäne steckt das Wort 40 (Französisch: quarante; Lateinisch: quadraginta). Als Begriff für eine vorübergehende Isolation hat es seinen Ursprung im Jahr 1374 als Venedig ein Hafeneinfahrtsverbot für pestverdächtige Schiffe für 40 Tage verordnete.
Die Zeitspanne 40 wurde damals in Anlehnung an die Bibel gewählt. Denn die 40 spielt in der Bibel immer wieder eine Rolle. So dauert die Sintflut 40 Tage (1.Mo 7,17) . Mose ist auf dem Gottesberg 40 Tage um die Weisungen Gottes zu empfangen (2.Mo 24,18). Das Volk Israel wandert 40 Jahre durch die Wüste (5.Mo 8,2). Jesus ist 40 Tage in der Wüste (Mt 4,1-11) und bleibt nach seiner Auferstehung 40 Tage bei den Jünger*innen (Apg 1,3).
Die Zahl 40 steht in der Bibel immer wieder für Fülle und für Vollkommenheit. Sie steht aber auch für Erprobung des Einzelnen oder einer Gruppe. In der Bibel soll sich die Gruppe oder der Einzelne bewusst werden, was wirklich wichtig in seinem Leben ist.
40 Tage auf sich oder eine kleine Gruppe zurückgeworfen sein, das kann eine wahre Nervenbelastung sein. Viele Familien können schon nach 20 Tagen ein Lied davon singen. Denn seit drei Wochen findet keine Schule mehr statt. Aber die Leute mit Kindern daheim, mal Hand aufs Herz: Wie lange fühlt es sich wirklich an? Ich weiß von einigen Freunden und Bekannten mit Kindern, dass sie sagen, es fühlt sich an wie eine halbe Ewigkeit.
So auf sich selbst zurückgeworfen sein, das ist anstrengend. Denn die Möglichkeiten sich zu zerstreuen sind doch stark eingeschränkt. Man kann sich nicht mit Freunden mal eben auf einen Kaffee oder ein Bier treffen. Irgendwann sind auch alle Fenster geputzt, der Keller aufgeräumt und sogar der Garten gemacht. Und was kommt dann? Dann sind wir auf uns (und unsere Familienangehörigen im selben Haushalt) zurückgeworfen.
Das kann nerven, aber es steckt eine tolle Chance darin. Denn es bietet die Möglichkeit sich mit der Frage auseinanderzusetzen: “Was ist mir wichtig?”; “Wo wollen wir miteinander hin?” Die Phase des auf-sich-Selbst-zurückgeworfenseins in dieser Zeit bietet die Möglichkeit, dass wir - alleine oder mit der Familie - meditieren können, was Gott mit uns in unserem Leben noch vorhaben könnte, auch wenn viele gerade gar nicht wissen, wie es weitergehen kann.
In der Bibel gehen die Menschen nach den 40 Tagen in der Regel geklärt aus der Zeit. Sie haben eine neue Verbindung zu Gott aufgebaut oder haben Klarheit darüber, was Gott mit ihnen vor hat. Diesen Gedanken finde ich befreiend. Quarantäne heißt dann am Ende nicht: Ich bin isoliert und komme aus der Isolation raus, sondern: Ich habe mir Zeit nehmen dürfen um mich neu mit dem zu verbinden, der mich schon immer begleitet. Ich konnte mir Zeit nehmen fürs Gebet. Quarantäne wird dann nicht zur Zeit der Abgeschiedenheit, sondern zu einer Zeit der Entdeckung. Auch in dem Song macht der Sänger die Entdeckung, dass da jemand ist. Jemand, der mein Herz versteht, und der mit mir bis ans Ende geht. Für mich drückt es genau das aus, was Jesus seinen Jüngern gesagt hatte, bevor er sie verließ: „Ich bin bei Euch alle Tage bis zum Ende der Welt.“ Trotz Corona sind wir noch nicht am Ende der Welt. Und Jesus begleitet uns noch immer, jeden Tag.
Amen.
• Gebet
Ich verlasse mich auf den Herrn und auf seine Gedanken.
In deine Hände lege ich voll Vertrauen mein Leben. Auch wenn ich manchmal denke, du hast mich aus den Augen verloren.
Doch dann hörst du meine Fragen, wenn ich um Hilfe rufe und ratlos bin.
Du nimmst dich meiner an und lässt mich nicht verloren gehen.
Mein Herz ist stark und unverzagt.
Du hast mir das Kleid der Resignation und Trauer ausgezogen und umgibst mich mit Zuversicht.
Meine Zeit steht in deinen Händen und mein Leben liegt in deiner Hand.
Amen
• Gebetsruf "Meine Hoffnung und meine Freude" EG+ 109
„Meine Hoffnung und meine Freude, meine Stärke, mein Licht,
Christus meine Zuversicht.
Auf Dich vertrau‘ ich und fürcht‘ mich nicht.“
• Segen
Der Herr hat versprochen: "Ich bin bei Euch alle Tage!"
In dieser Zuversicht dürft ihr hingehen. Er wird bei euch sein, auf allen euren Wegen. Er schenke euch, was ihr braucht an den Türen der Menschen:
Ohren, die hören, was den anderen bewegt, und ein Herz, das sich bewegen lässt. Augen, die sehen, wie es um den anderen steht, einen Mund, der die rechten Worte findet, Worte, die heilen und Frieden stiften.
Er stärke eure Füße auf den Wegen, die ihr miteinander geht durch die Tiefen und Höhen. Sein Friede bewahre eure Herzen, die Gefühle und Gedanken über den Menschen, den ihr besucht. Er behüte euch an euren guten Tagen und in euren Nächten.
Amen
• Lied "Wer nur den lieben Gott lässt walten" (EG 369)
Wer nur den lieben Gott lässt walten
und hoffet auf ihn allezeit,
den wird er wunderbar erhalten
in aller Not und Traurigkeit.
Wer Gott, dem Allerhöchsten, traut,
der hat auf keinen Sand gebaut.
Was helfen uns die schweren Sorgen,
was hilft uns unser Weh und Ach?
Was hilft es, dass wir alle Morgen
beseufzen unser Ungemach?
Wir machen unser Kreuz und Leid
nur größer durch die Traurigkeit.
Man halte nur ein wenig stille
und sei doch in sich selbst vergnügt,
wie unser's Gottes Gnadenwille,
wie sein Allwissenheit es fügt;
Gott, der uns sich hat auserwählt,
der weiß auch sehr wohl, was uns fehlt.
"Klopfet an, so wird euch aufgetan!"
Leider sind ja alle öffentlichen Angebote wie Gottesdienste und Andachten verboten. Allerdings ist es noch erlaubt, die Kirchen für Meditation und ein stilles Gebet zu öffnen. Das möchten wir Ihnen ermöglichen. Ab sofort wird unsere Echzeller Kirche daher an Sonn- und Feiertagen von 10.00 bis 18.00 Uhr für Sie geöffnet sein. Dabei sind allerdings die strengen Hygienevorschriften (Personenzahl, Mindestabstand, Mundschutz) unbedingt einzuhalten!
Nutzen Sie dieses Angebot und lassen Sie sich von den etwas anderen -aber vielfältigen Möglichkeiten inspirieren.
Gehen Sie in die kommende Zeit mit festem Schritt und mit einem starken Herzen. Und schauen Sie mit Gottvertrauen in die Zeit und welche Wege sich öffnen.
Das wünscht das Vorbereitungsteam aus dem Kirchenvorstand Echzell
https://www.youtube.com/watch?v=iNPTP4WuCQAIch berge mich in Deiner Hand,
denn Du schützt mich, Herr.
Wann immer mich Angst befällt, traue ich auf Dich.
Ja, ich trau auf Dich, und ich sage:
„Ich bin stark in der Kraft meines Herrn.“
(EG+ 101)
Wir sind erreichbar!
Abstand halten – verbunden bleiben.
Da ist es gut, miteinander zu reden.
Wir sind für sie da. Rufen Sie an!
Pfarrerin Alrun Kopelke-Sylla 06008/315
Pfarrer Joachim Sylla 06008/931430 oder 06008/7301